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Buchkritik: Ásatrú - Die Rückkehr der Götter

 

Dieses Buch von Kveldúlfr Hagen Gundarsson erschien Rudolstadt 2012 und ist die deutsche Übersetzung und Ergänzung durch Kurt Oertel (Eldaring) eines Buches der nordamerikanischen Neoheidengruppe „The Trooth“.

Das Buch stellt auf 477 Seiten das dar, was wir alle kennen, nämlich die üblichen Vorstellungen zum germ. Heidentum in den verschiedenen Zeiten. Es folgt ein Abschnitt über das Heidentum unserer Zeiten, daran anschließend werden die einzelnen Gottheiten und andere Wesen der Mythologie vorgestellt.

Wer hier bahnbrechende Erkenntnisse erhofft, der wird enttäuscht, es kommt nichts anderes vor, als was man auch schon hinlänglich aus Büchern von Skandinavisten kennt. Auffällig sind eigentlich nur die deutlichen inhaltlichen Wissenslücken. So heißt es etwa auf S. 323 über die Göttin Iðunn:

>Die einzige Geschichte über sie wird in dem Gedicht Haustlöng des Skalden Thjorolf (Þjórólfr ór Hvíni) aus dem 9. Jh. und in der Prosa-Edda erzählt<.

Mal abgesehen davon, daß der Name dieses bekannten Skalden richtig Þjóðólfr (Thjodolfr) lautet – sollte man noch viel eher schon einmal etwas von dem zur eddischen Dichtung gehörenden Lied „Hráfnagaldr Óðins“ (Óðins Rabenzauber) gehört haben, in dem ein Mythos von Iðunn erzählt wird.

Ein ganzes Kapitel ist „Tyr und Zisa“ gewidmet, und auf S. 156f spekuliert man über die angebliche Göttin Zisa, über die man tatsächlich J. Grimms Angaben als Quelle nimmt:

>Jakob Grimm, die Hauptquelle für all unsere Informationen über Zisa ...<

Nein, Jakob Grimm schrieb eine Deutsche Mythologie und wertete darin Primärquellen aus, Grimm selbst ist keine Quelle. Zisa wird in dem Buch als Erdgöttin gemutmaßt und als Gemahlin des Tyr. Nun kennen wir aus einer isländischen mittelalterlichen Quelle die Verwandtschaftsverhältnisse des Tyr, und Seine Gemahlin ist eine ganz andere Göttin. Dies sollte man als Heide und Buchautor schon kennen.

Ärgerlich ist allerdings das Kapitel über die Wiedergeburt des Heidentums in unseren Jahrhunderten. Hier wird auch die GGG vorgestellt, allerdings wird sie allein auf Prof. Fahrenkrogs Pantheismus beschränkt, die anderen Richtungen der GGG werden verschwiegen. Die GGG wird zudem geteilt in eine „alte“ und eine „neue“. Fleißig wird aus Stefanie v. Schnurbeins Buch „Religion als Kulturkritik“ zitiert und ihre Mutmaßungen und Unterstellungen werden hier noch einmal wiederholt, was sie aber auch nicht wahrer machen.

Als Beleg meiner angeblichen monotheistischen Göttervorstellungen wird aus dem vor 25 Jahren veröffentlichten Buch „Heidnische Naturreligion“ (geschrieben um 1986) zitiert (S. 117):

>Allerdings sind die Götter auch für Neményi lediglich „verschiedene Aspekte der göttlichen Urkraft“. Wohl angelehnt an die Ausführungen Otto Sigfrid Reuters, dessen Buch mit seiner monotheistischen Grundforderung Neményi nach wie vor wärmstens empfiehlt, erkennt auch er bei den Germanen hinter dem Namen Fimbultyr einen letztlich monotheistischen Gott, den er als „Urgott in Gimle“ lebend bezeichnet<.

Falsch, das war mal vor 27 Jahren, als ich am Anfang stand. Es wäre gut gewesen, aus den neueren Büchern zu zitieren. Aber diese Stellen, die Kurt Oertel verfaßte, haben den Zweck, mich einmal wieder in die Ecke der Armanen und des Unwissenschaftlichen zu stellen. Neben diesem Vorwurf kommt auch der Kirchenvorwurf (S. 118):

>Für Neményi ist eine in allen Aspekten fest ausgearbeitete Lehre und ihre Verkündigung von oben nach kirchlichem Vorbild das grundsätzliche Definitionsmodell für Religion schlechthin<.

Und weiter (119):

>Auch die ariosophische Lehre, es handele sich bei der Edda um verschlüsseltes Wissen in symbolischer Form, dessen Inhalte ausschließlich esoterisch zu deuten seien, wird durch Neményi bis heute nachhaltig vertreten (...) So wird z. B. Ragnarök zu einem in christlichen Sinn „Jüngsten Gericht“ durch die nun als allmächtig und unsterblich gedachten Götter umgedeutet<..

Falsch! Mir schien die bisherigen Übersetzungen "Göttermorgendämmerung" oder "Götterschicksal" nicht recht passend. Daß Götter das Schicksal festlegen, ist überliefert, daß Götter aber einem Ihnen übergeordneten Schicksal unterliegen sollten, erscheint unlogisch. Deswegen befaßte ich mich mit dem Begriff "Ragnarök(r)" intensiver und fand die Übersetzung "Gericht der Götter (über die Welt)". Ragnarök ist also nicht irgendein Götteruntergang, sondern ein Gericht über die böse gewordene Welt, die die Götter doch eigentlich gut geschaffen hatten und gut wollten. Ich veröffentlichte diese Deutung z. B. in "Die Wurzeln von Weihnacht und Ostern" (Holdenstedt 2006), S. 241, in "Götter, Mythen, Jahresfeste" (Holdenstedt 2004) auf Seite 110 hatte ich noch die bisher übliche Deutung übernommen.

Prof. Rudolf Simek hatte noch 2003 die bisherige Deutung in seinen Büchern verwendet, so etwa  in "Religion und Mythologie der Germanen", Darmstadt 2003, S. 179. In seinem Buche "Die Edda" (München 2007) findet sich dann die von mir gefundene Übersetzung (z. B. auf S. 51). Ich hatte diese Übersetzung auch im Eldaring-Forum vorgestellt (hier, Beitrag 53 vom  13. 12. 2004). Und ich wurde dafür angegriffen und verspottet, z. B. hier (Beitrag 64). Und ich hatte klar geschrieben, daß der heidnische Glaube eines "Gerichts der Götter über die Welt" nur einem "Jüngsten Gericht" der Chisten ähnelt, weil sie diese Vorstellung aus dem Heidentum entlehnt hatten. Keinesfalls deutete oder deute ich "Ragnarök" im christlichen Sinne.

Auf S. 122 heißt es über mich:

>So läßt er sich auch gerne in vermeintlicher Gewandung eines germanischen Priesters in entsprechenden TV-Produktionen vorführen, ohne auch nur ansatzweise zu bemerken, welchen Schaden er dem deutschen Ásatrú durch seine eigenartigen Auslegungen zufügt<.

Das schreibt Oertel über mich, der ich in Deutschland Ásatrú überhaupt erst begründet habe. Das sagt vielleicht alles über dieses Buch, welches von Oertel nur zur Hetze gegen mich und die GGG genutzt wird.

Obwohl in dem Buche die dortigen Schlußfolgerungen meist recht genau unter Angabe der Forscher belegt werden, finden sich darin auch Gedanken von mir, ohne die Herkunft zu erwähnen. So kann man auf Seite 257 lesen, daß die Geschichte von Mannus und seinen drei Söhnen eine Variante der Rigsthula sei. Diese Gedanken hatte ich bereits 2003 im Eldaring-Forum (hier, Beitrag 11 oder hier, Beitrag 27 und folgende) geäußert und mir wurde widersprochen. Auch ist meine Gedanke, daß Bragi von Odinn mit Gunnlöd gezeugt wurde, auf Seite 260 übernommen worden. Das hatte ich bereits 1997 in einem Artikel geschrieben (den findet man hier) und danach auch andernorts geäußert.

Fazit: Das Buch ist unfair, weil es mir Gedanken unterstellt, die ich nie hatte oder die ich vor 27 Jahren hatte. Es ist unfair, weil es meine Vorarbeiten verschweigt, weil es Theorien von mir übernimmt ohne mich zu nennen. Man schmückt sich da also mit falschen Federn. Umgekehrt werden Dinge verschwiegen, deren Bekanntmachung der Eldaring nicht will, nämlich daß der Eldaring oder Odinic Rite (VfgH) von auch von Exmitgliedern der GGG/GG mitgegründet wurde.

Auch Volkert Volkmann vom Frankfurter Yggdrasilkreis fühlt sich in dem Buch falsch dargestellt. Er verfaßte diese Rezension bein Amazon:

>Das Buch ist mit der Absicht geschrieben worden Informationen über germanische Religion zusammen zu tragen. Man merkt schnell, das der Autor viel gelesen hat, aber wenig Erfahrung in der Praxis hat. Leider ist die Darstellung der heute aktiven Gruppen teilweise völlig falsch. Es wäre besser gewesen im Vorfeld die genannten Personen einmal persönlich kennen zu lernen, anstatt Behauptungen auf zu stellen. So finde ich hier über meine Person und den Yggdrasail Kreis völlig falsche Angaben. Der Yggdrasil Kreis ist eine der ältesten Gruppen, die in Deutschland seit Jahrzehnten germanische Naturreligion praktizieren.
Für ein wissenschaftliches Buch sind so grobe Fehlinformationen leider völlig daneben. Fazit: Vom Kauf des Buches ist ab zu raten - Leider nicht empfehlenswert.<

Ein anonymer Kommentator unterstellt hier Volkmann, aus einem verletzten Ego heraus zu sprechen, weil sein Verein in dem Buch nur kurz dargestellt werde. Auf diese Weise kann man natürlich eine ernstzunehmende Kritik leichtfertig abtun, doch glaubwürdig ist das nicht. Daß die anderen Eldaring-Mitglieder dieses Buch erwartungsgemäß in alle Himmel hochloben, ist am Rande zu erwähnen.

 

© Allsherjargode Géza v. Nahodyl Neményi 2012

 

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